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Kiefergelenk und Hüftgelenk

Aktualisiert: 1. Aug. 2023

Wie sich eine eingeschränkte Kieferbewegung auf das Hüftgelenk auswirkt


Das Kiefergelenk des Hundes ist vermutlich nicht direkt das erste Gelenk, an das man beim Hund denkt. Es sei denn, es bestehen Zahnprobleme. Bei Pferden ist dies anders. Doch was dieses kleine Gelenk alles so „anrichten“ kann, ist schon enorm.


Das Kiefergelenk des Hundes ist ein sog. Scharniergelenk. Seine Aufgabe ist das Öffnen und Schließen des Mauls. Zusätzlich führt es Schneidebewegungen aus. Ebenso stellt es eine Verbindung zwischen dem Unterkiefer und dem Schädelbein her.

Erleidet dieses Gelenk eine Blockade, greift diese schnell auf das andere Kiefergelenk über. Die Beweglichkeit nimmt einen Einfluss auf den gesamten Körper. Oft werden Blockaden in diesem Bereich erst im Nacken bemerkt bzw. in den oberen Kopfgelenken. Die Symptome reichen von einer Kiefersperre bis hin zur Reiseübelkeit.

Umgekehrt es natürlich auch möglich, wenn zu viel Druck bzw. Zug auf das Halsband ausgeübt wird. Dadurch entstehen Blockaden in den oberen Kopfgelenken und diese gehen auf die Kiefergelenke über. Dort zeigen sie sich dann recht deutlich.


Eine Kiefergelenkblockade bleibt meist nicht lange allein. Sie greift zeitnah auf das gegenüberliegende Kiefergelenk über, da der Unterkiefer mit den unteren Schneidezähnen zusammengewachsen ist und durch die Ausführung der Schneidebewegungen, entstehen eine Mehrbelastung auf das gegenüberliegende Gelenk und im Umkehrschluss entsteht hier eine weitere Blockade.


Die Unterkieferäste eines Hundes können niemals getrennt voneinander bewegt werden. Sollte dies einmal der Fall sein, gilt es sich auf direktem Wege in die Tierklinik zu machen, denn dann liegt ein Kieferbruch vor.



Abb. Kiefergelenk des Hundes


Häufig leiden Hunde leider unter diversen Zahnerkrankungen. Dies betrifft jedoch nicht wie zuerst vermutet nur die Zähne bzw. den Kiefer, sondern diese ziehen sich durch den gesamten Körper. Zahnschmerzen können sehr unangenehm bzw. sogar schmerzhaft sein.

Umgekehrt gedacht sollte man auch immer daran denken, dass ein blockiertes Hüft- bzw. Kreuzdarmbeingelenk eine Kiefergelenkblockade zur Folge haben kann. Eine entscheidende Rolle für eine Kieferblockade sind die Unterkieferäste.


Das Kiefergelenk unterliegt einer ständigen Druckausgleichsbewegung, egal ob beim Fressen (Scherengebiss), spielen (Zugspiele), kauen von Knochen usw.

Der entstehende Druck wird an die umgebende Muskulatur weitergegeben. Hier befindet sich u.a. der M.masseter (äußerer Kaumuskel). Dieser Muskel ist flächig vorhanden. Bis zu 15 Sehnenbändern bieten Ansatz- und Ursprungsstellen. Aufgrund von Kieferbelastungen bzw. -blockaden verspannt er sich, da er die Hauptaufgabe hat, das Kiefergelenk zu unterstützen. Ein verspannter M.masseter reduziert die Kaubeweglichkeit. Daraus resultiert eine Kiefergelenkblockade. Es entsteht ein Funktionsverlust bzw. eine Funktionseinschränkung. Ab diesem Moment kann keine vollständige Kiefergelenkbewegung mehr stattfinden. In schweren Fällen findet überhaupt keine Kiefergelenkbewegung mehr statt.


Durch den M.masseter und weitere kräftige Muskeln kann der Hund seine Zähne in das Fleisch schlagen und die Fasern halten. In der freien Wildbahn packen Hunde ihre Beute, um diese an der Flucht zu hindern. Ein ausgewachsener Hund besitzt insgesamt 42 Zähne (20 im Oberkiefer und 22 im Unterkiefer). Die vorderen Zähne reißen die Nahrung aus ihrem Opfertier heraus. Die hinteren Backenzähne zerkauten das Futter bis zu einem gewissen Grad.


Machen wir an dieser Stelle ein kleines Experiment:

Stell oder setz dich einmal hin und konzentriere dich auf deine Kiefermuskulatur. Wie fühlt sich diese an? Und jetzt spannst du sie ganz feste an. Hast du es? Okay und jetzt läufst du so einmal für 1-2 Minuten herum. Aber konzentriere Dich, dass dieser immer angespannt ist. Was bemerkst du?

Merkst du, wie sich deine Schultermuskulatur ebenfalls anspannt und ggf. nach oben zieht? Bemerkst du, wie sich nach und nach alles etwas mehr verspannt?

Wenn du ein relativ gutes Körpergefühl hast, dann bemerkst du rasch, wie sich dieser angespannte Muskel auf den gesamten Körper überträgt, wie sich deine Bewegung verändert etc. und jetzt kannst du dir in etwa vorstellen, wie es deinem Hund mit einem verspannten Muskel ergeht.


Hunde besitzen ein sog. Scherengebiss, das bedeutet, die oberen Schneidezähne gehen etwas über die unteren. Die Backenzähne treffen sich nicht direkt und passen auch nicht vollständig aufeinander. Gelangt die Beute ins Maul des Hundes, wird die „Schere“ aktiviert.


Liegen hier nun Kiefergelenkblockaden vor, so kann die Schere nicht mehr richtig schließen und die Nahrung kann nicht mehr schmerzfrei bearbeitet werden. Der Hund könnte dadurch das Fressen einstellen.


Der Hund benötigt also für diese scherenartige Bewegung sein Kiefergelenk nicht nur, um das Futter aufzunehmen, sondern auch, damit er sich locker und frei bewegen kann. Ist ein Problem an bzw. in den Zähnen vorhanden oder sind Probleme am Kiefergelenk vorhanden, so besteht eine Einschränkung der Beweglichkeit. Durch ein beeinträchtigtes bzw. nicht kauen, entsteht ein Druck im Kopfbereich. Dieser wird verursacht durch die verspannte Muskulatur und somit wird die Gelenkbeweglichkeit beeinträchtigt. Die Folge daraus ist, dass sich auch weitere Muskeln verspannen und sich nicht losgelassen bewegen können.


Bereits die kleinsten Veränderungen an den Zähnen können das Kiefergelenk blockieren und dies ruft letztendlich größere Probleme im Körper mit hervor. Doch wie steht jetzt das Kiefergelenk mit der Hüfte zum Zusammenhang?

Betrachtet man sich den Körper des Hundes einmal genauer, so wird man zügig feststellen, dass alles im Körper miteinander verbunden ist. Gleich wie bei uns Menschen und anderen Tierarten auch. Am Kiefergelenk selbst setzt nicht nur Muskeln an, sondern diese stellen auch eine direkte Verbindung zum oberen Kopfgelenk her. An diesem befindet sich auch das sog. Nackenband und dieses Nackenband zieht, wie bereits der Name schon sagt, über den Nacken des Hundes. Es verläuft weiter auf den Dornfortsätzen der Wirbel bis auf die Höhe der Schulterblätter. Von dort aus geht es dann weiter in das Rückenband, welches u.a. am Kreuzdarmbeingelenk ansetzt und letztlich auch mit der Hüfte in Verbindung steht. Somit wird klar, welche Verbindung das Kiefergelenk mit der Hüfte bzw. dem Kreuzdarmbeingelenk eingeht. Das Kreuzdarmbeingelenk geht, wie die Hüfte, weitere Verbindungen ein. Zum einen zum Rücken zum anderen auch mit der gesamten Hinterhand. Vor allem der Bereich zwischen dem Kreuzdarmbeingelenk wie auch der Hüfte sind eng miteinander verbunden durch straffe Gelenke und Muskeln. Hier findet auch nur eine geringgradige Beweglichkeit statt. Das Kreuzdarmbeingelenk ist ein entscheidender Schlüsselpunkt für die Schubübertagung aus der Hinterhand auf die Wirbelsäule und letztendlich auf die Weiterleitung zur Vorhand.


Drückt der Hund ein Hinterbein vom Boden ab, entsteht ein Schub. Dieser gelangt durch die einzelnen Gelenke der Hintergliedmaßen und gelangt ins Hüftgelenk, genauer gesagt in den Beckenring. Das Darmbein federt die Bewegung zum Kreuzbein nach vorne-unten. Drückt sich die Hintergliedmaße ab, so wird diese nach hinten ausgestreckt. Der Schub wird nun weitergeleitet vom Darmbein bzw. Beckenring und auf das Kreuzdarmbein übertragen. Von hier aus geht er weiter auf die Lendenwirbelsäule. Bei dieser Bewegung bewegt sich das Darmbein nach hinten-oben.


Weiter geht der Schub von der Lendenwirbelsäule auf die Brustwirbelsäule über und von dort zur Halswirbelsäule. Letztendlich landet dieser Schub in den Vordergliedmaßen, aber auch im Kopfbereich. Ist jetzt eine Kiefergelenks-Blockade vorhanden, so kann der ankommende Schub aus den Hintergliedmaßen nicht aufgenommen werden bzw. nicht richtig verteilt werden und er wird wieder „zurück gefedert“. Damit überlastet die Wirbelsäule und das Kreuzdarmbeingelenk kann (aufgrund ihrer geringgradigen Bewegung) nur einen geringen Teil des Rückwärtsschubs abpuffern.


Dies ist jedoch nur ein kleiner Bestandteil einer vollständigen Bewegung. Eine Bewegung besteht aus vielen solcher Ketten und deshalb kann das Kreuzdarmbeingelenk wie auch die Hüfte, diese Bewegungen aufgrund einer verkrampften Muskulatur nicht mehr entsprechend verlagern und ausgleichen, es entsteht auch hier eine Überlastung.


Ich kenne aus der Praxis selbst oft Arthrose an den hinteren Zehengelenken. Doch nach der Ursache wurde oft nie geforscht. Oft waren hier bereits kleinste Entzündungen vorhanden, bevor sich überhaupt die Arthrosen manifestiert haben. Entzündungen entstehen meist dort, wenn Überlastungen vorhanden sind. Und wohl kaum einer würde darauf kommen, dass diese Entzündungen aus einem blockierten Kiefergelenk resultieren. Denn die wenigsten betrachten das Gesamtkonstrukt einer Bewegung und welche Möglichkeiten es hier auf sich hat. Ebenso wenig die entzündlichen Prozesse im Sprunggelenk wie auch der tiefen Beugesehnen. Denn wie wir wissen, ist alles miteinander verbunden und nicht jede Erkrankung hat am Erscheinungsort auch ihren Ursprung.


Andersherum passiert es natürlich auch. Wenn der Hund etwa beim Spielen mit der Hintergliedmaße wegrutscht, wird diesem Vorfall größtenteils keine große Beachtung geschenkt, solange der Hund keine Schmerzen oder Lahmheiten aufzeigt. Zeigt der Hund doch dann ein verändertes Verhalten und gleichzeitig auch noch Lahmheiten, wird reagiert. Überwiegend wird dann nach einer längeren Zeit auch noch beschrieben, dass der Hund sein Kauverhalten verändert hat. Dieser veränderte Kauvorgang kann bereits dazu beitragen, dass sich minimale Verschiebungen im Zahnbereich etablieren. Und dadurch entstehen Zugveränderungen im Inneren. Diese sind nicht sichtbar, sondern machen sich durch ein verändertes Verhalten sichtbar. Und diese resultieren letztlich aus einer Kiefergelenks-Blockade.


Bei der Feststellung einer Kiefergelenkblockade sollte stets eine Behandlung des Kreuzdarmbeingelenkes sowie der Hüfte durchgeführt werden, da die Muskulatur im gesamten Hund aufgrund der Fehlstellung verspannt ist und dies zusätzlich zu unregelmäßigen Druck- und Zugbelastungen führen kann.


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